Mit durchgängigem digitalen Workflow auf dem Weg zu einer sicheren Infrastruktur
Die teils eingestürzte Carolabrücke in Dresden.
Bild: Ines Prokop
Der teilweise Einsturz der Carolabrücke in Dresden in der Nacht zum 11. September 2024 traf nicht nur die Dresdner wie ein Schock. Wie konnte ein solches Unglück in Deutschland passieren? Erste Untersuchungen haben inzwischen bestätigt, dass die stark korrodierten Spannglieder der 1971 eröffneten Spannbeton-Hohlkasten-Brücke wohl die Hauptursache für den Brückeneinsturz waren. Bei Spannbetonbrücken liegen die Spannstähle im Verborgenen und sind von außen nicht sichtbar.
Der vielerorts marode Zustand der Infrastruktur in Deutschland ist jedoch seit Jahren sichtbar und bekannt. Seit langem haben zahlreiche Vertreter der Baubranche wiederholt angemahnt, dass dringend mehr in die Infrastruktur investiert werden muss. In der Folge des Brückeneinsturzes wird nun endlich auch auf politischer Ebene wieder intensiver über akut notwendige höhere Investitionen im Bereich Infrastruktur für Deutschland gesprochen. Dies ist der einzige positive Aspekt des Dresdner Brückeneinsturzes und dieser darf im Alltagsgeschäft nicht in Vergessenheit geraten. Die Sanierung des Bestandes an Brücken, Tunnel und sonstigen Ingenieurbauwerken muss bei den Investitionen zwingend Vorrang vor neuen Streckenprojekten haben – und zwar für sämtliche Verkehrsträger.
Bei der erforderlichen Modernisierungsoffensive im Infrastrukturbereich ist auf allen Ebenen mehr Geschwindigkeit nötig. Mehr Tempo bei diesem Mammutprojekt erfordert u. a. weniger Verwaltungsaufwand, mehr Produktivität beim Planen und Bauen und mehr Begeisterung bei jungen Menschen für die Baubranche. Dies ist aus Sicht des BVBS nur mit digitalen Methoden zu schaffen.
Durchgängiger digitaler Workflow für die Beschleunigung der Prozesse.
Bild: BVBS
Ein wesentlicher Baustein für die digitale Transformation der Baubranche ist der durchgängige digitale Workflow. Die Weichen für den Projekterfolg werden bekanntlich in der Planungsphase gestellt. Um eine effiziente und ressourcenschonende Umsetzung von Bauprojekten zu gewährleisten, ist es aus Sicht des BVBS unabdingbar, die digitalen Modelle für die Ausführung im Infrastrukturbau stärker als bislang zu standardisieren und frühzeitig zu validieren. Für die Ausführungsplanung (LPH 5 nach HOAI) müssen klare Kriterien festgelegt werden, welche die digitalisierte Umsetzung von Bauprojekten gewährleisten. Dies umfasst die 3D-Planung, die Anbindung an das Leistungsverzeichnis sowie die modellbasierte Ausführungsplanung, die zugleich als Grundlage für Betrieb und Rückbau dienen soll.
Die Kriterien für die digitalisierte Ausführung müssen nach Auffassung des BVBS nicht nur empfohlen, sondern zukünftig gesetzlich verankert und per Genehmigungspflicht für die Ausführungsplanung untermauert werden. Dadurch wird sichergestellt, dass BIM-basierte Arbeitsmethoden optimal genutzt werden können, die Datendurchgängigkeit gewährleistet wird und Planungsmängel frühzeitig erkannt werden. Ähnlich der Standsicherheitsprüfung durch unabhängige Prüfingenieure kann diese Prüfung der Ausführungsplanung zum Beispiel durch zertifizierte Ingenieurbüros oder Bauunternehmen durchgeführt werden, die an den Bauvorhaben nicht als Bieter teilnehmen. Dadurch lassen sich sowohl Kosten und Zeit sparen als auch Qualität und Nachhaltigkeit von Bauprojekten steigern. Die Standardisierung und die Nutzung von Open-BIM-Modellen sind in allen Phasen der Planung und Ausführung ein zentraler Schlüssel für die Beschleunigung von Infrastrukturprojekten. Die Ausführungsplanung neuen Kriterien zu unterwerfen, würde einen wichtigen Beitrag zur Schaffung eines digitalen, durchgängigen Bauprozesses leisten und den Erfolg der digitalen Transformation im Bauwesen weiter fördern.
Diese Veränderungen sind nach Auffassung des BVBS wesentliche Voraussetzungen für die Beschleunigung der Infrastrukturmaßnahmen und würden die Effizienz, Transparenz und Nachhaltigkeit in der Branche entscheidend voranbringen.