Produktvergleich robuster Smartphones und Tablets
Robuste Rechner sind zwar nicht gerade Designpreis-verdächtig. Dafür machen ihnen Staub, Schmutz, Nässe oder ein ruppiger Umgang nichts aus. Damit sind sie auch für die Werkstatt oder Baustelle bestens geeignet. Wer bietet was?
Mobile Hardware ist ein wichtiger Teil des Mobile Computing und der Digitalisierung. Die digitale Erfassung, Zuordnung und Anzeige von Daten direkt vor Ort vermeidet Medienbrüche, verkürzt und rationalisiert Arbeitsprozesse. Für mobile Einsätze auch unter widrigen Umgebungsbedingungen offerieren immer mehr Hersteller Smartphones oder Tablets in einer „Rugged“-Ausführung (engl. für „robust“, „stabil“). Lohnt sich diese etwas teurere Technik oder genügt auch herkömmliche Mobilhardware mit Zusatzschutz?
Eigenschaften von „Rugged“-Hardware
Robuste Hardware verfügt über ein schlagfestes Metall- oder ein besonders stabiles, teilweise auch gummiertes Kunststoffgehäuse, das Stürze und Stöße abfedert und die Griffigkeit verbessert. Gehärtete Gläser machen Displays kratz- und stoßunempfindlich und gegenüber Standard-Geräten weisen sie meist eine höhere Bildhelligkeit auf. Tastatur und Display sind spritzwassergeschützt, Schnittstellen durch Gummiabdeckungen abgedichtet. Wie robust und widerstandsfähig Rugged-Geräte gegenüber äußeren Einflüssen sind, geben der sogenannte IP-Code und der US-Military-Standard (MIL-STD) an. Schutzarten nach dem IP-Standard klassifizieren elektrische Geräte nach ihrer Eignung für unterschiedliche Umgebungsbedingungen. IP steht für Ingress Protection (Eindring-Schutz) und gibt anhand zweier Zahlen den Gehäuse-Schutzgrad an. Die erste Ziffer gibt den Schutz gegen Fremdkörper und Berührung, die zweite den Schutz gegen Wasser an. Ein IP65-Gehäuse ist beispielsweise staub- und strahlwasserdicht. Zusätzlich gegen dauerndes Untertauchen gefeit ist ein IP68-Gehäuse. Der vom US-Militär definierte Standard „MIL-STD“ setzt Geräte u. a. extremen Temperaturen, Regen, Luftfeuchtigkeit, Sand und Staub, Stößen und Vibrationen aus. Allerdings besagt eine MIL-STD-Angabe nicht zwingend, dass die Hardware gemäß allen Teilen der jeweiligen Norm geprüft wurde und diese Prüfungen auch tatsächlich bestanden hat. Das handhabt jeder Hersteller anders, wodurch Vergleiche nur bedingt möglich sind. Verlässlicher sind konkrete Herstellerangaben, beispielsweise dass Stürze aus einer bestimmten Höhe (Hüft- oder Kopfhöhe) sowohl das Gehäuse als auch das Display übersteht, oder dass kurzfristiges Untertauchen bis zu einer bestimmten Wassertiefe möglich ist. Abstürze aus großer Höhe auf Beton überlebt freilich auch robuste Technik nicht. Berücksichtigen sollte man auch, dass der Zusatzschutz Rugged-Hardware nicht nur robuster, sondern auch voluminöser und schwerer macht. Semi-Rugged-Geräte sind etwas kompakter und leichter als Fully-Rugged-Modelle, aber auch weniger robust. Von einigen Anbietern,
z. B. Getac oder Panasonic, wird auch vollständig gekapselte „Ultra-Rugged-Hardware“ offeriert, die bspw. Einsätze in explosionsgefährdeter Umgebung ermöglicht.
Wichtige technische Merkmale
Strom sparende, für den mobilen Einsatz geeignete Mehrkern-Prozessoren bilden das Herz von Rugged-Mobilrechnern. Octacore- oder Decacore-Chips, die in vielen aktuellen Mobilrechnern verbaut sind, ermöglichen auch rechenintensive Anwendungen. Beim flüchtigen Arbeitsspeicher (RAM), in den aktuell verarbeitete Arbeitsdaten geladen werden, sowie dem internen Flash-Speicher (ROM), auf dem Anwendungs- und Programmdaten dauerhaft abgelegt werden, gilt: je größer, desto besser. Gängige RAM- und ROM-Größen von Smartphones oder Tablets liegen zwischen 4 und 32 GB sowie zwischen 128 GB und 2 TB. Bei den meisten Gräten lässt sich der Speicher extern per SD oder MicroSD-Karte erweitern. Ein weiteres wichtiges Auswahlkriterium ist die Displaygröße und ‑auflösung. Je größer das Display, desto komfortabler sind die Bedienung und die Anzeige etwa von Tabellen oder Plänen – desto größer sind aber auch das Gehäuse und der Stromverbrauch. Ganz wichtig für die Outdoor-Tauglichkeit ist eine große Variabilität der Displayhelligkeit, die sich sowohl an eine direkte Sonneneinstrahlung als auch an Dunkelheit anpassen lassen sollte. Ein wichtiges Maß ist hier die Leuchtdichte in Cd/qm (Candela pro Quadratmeter). Sie sollte mindestens 500 Cd/qm, besser 1.000 Cd/qm und mehr betragen – je höher, desto besser lässt sich das Display auch bei hellem Tageslicht ablesen. Verfügt die Mobilhardware über einen Handschuh-Modus, kann das Touch-Display auch mit Handschuhen bedient werden.
Auf Akku und Kamera achten
Eine Schwachstelle einiger Modelle, insbesondere von Tablets, ist die Digitalkamera (Hauptkamera) auf der Gehäuse-Rückseite. So entspricht eine Bildauflösung mit 8 Megapixeln und weniger nicht mehr dem Standard. Die Fotoqualität lässt insbesondere bei schwachem Umgebungslicht ebenfalls häufig zu wünschen übrig, auch bei Rugged-Smartphones. Anbieter, z. B. AGM, Blackview, CAT phones, Dongee oder Ulefone, offerieren auch Smartphones, die zusätzlich über eine Infrarot-Kamera verfügen. Damit lassen sich im Wärmebild beispielsweise Anomalien an Heizkörpern, Leitungen im Mauerwerk oder Leitungslecks von Fußbodenheizungen lokalisieren. Dabei sollte man jedoch auf die Auflösung des Infrarot-Detektors achten (ab 160 x 120 Pixel). Je mehr Funktio-
nen das Mobilgerät allerdings enthält, desto größer ist der Stromverbrauch. Wichtig ist deshalb auch auf die Akkulaufzeit. Bei einem realistischen Nutzungsprofil kann der Akku teilweise schon nach 4 bis 6 Stunden schlapp machen. Herstellerangaben sind häufig irreführend, denn die angegebenen 8, 12 oder mehr Stunden im Akkubetrieb sind nur bei einem praxisfernen Nutzungsprofil mit herunter gedimmtem Display, geringer CPU-Auslastung, deaktivierter GPS-, WLAN- oder Buetooth-Funktion etc. zu erreichen. Hardware-Schnittstellen sind bei robuster Mobilhardware relativ zahlreich vorhanden, ebenso wie Funkstandards wie 2G, 3G, 4G und 5G, WLAN, Bluetooth oder NFC. Eine manchmal optional erhältliche Handschlaufe oder ein Bauch-/Schultergurt erleichtern die Handhabung und mobile Bedienung. Für den täglich wechselnden Einsatz zwischen Büro und Baustelle ist eine ebenfalls optional erhältliche Docking-Station hilfreich. An dieser lassen sich Netzwerkkabel sowie externe Geräte wie Drucker oder Scanner anschließen. Auch für Fahrzeuge offerieren einige Hersteller spezielle Halterungen und Akku-Ladegeräte.
Rugged oder konventionell?
In der Rugged-Version kosten Smartphones oder Tablets schnell mal das Doppelte eines vergleichbaren herkömmlichen Business-Modells. Der Mehrpreis kann sich aber schnell bezahlt machen, weil Rugged Hardware robuster und zuverlässiger ist. Defekte Netz-Anschlussbuchsen, Netzteile oder ‑kabel, gesprungene Displaygläser oder kurzlebige Akkus sind typische Probleme, die bei konventioneller Mobilhardware häufig, bei Rugged-Geräten eher selten vorkommen. Hochwertige, langlebige Bauteile und Materialien, eine stabile Bauweise und gute Verarbeitung sowie der besondere Rugged-Schutz machen sich eben bezahlt. Allerdings hinken Rugged-Geräte aktuellen Prozessor-Standards technisch immer etwas hinterher. Bei einem durchschnittlichen Anwendungsprofil fällt das aber kaum ins Gewicht. Wem Aspekte wie Zuverlässigkeit, Zubehörauswahl, Modellkontinuität, modulare Ausbaumöglichkeiten für individuelle Anpassungen, ein guter Service oder eine langjährige Verfügbarkeit von Zubehör und Ersatzteilen wichtiger sind, als die neueste Prozessortechnik, trifft mit Rugged-Geräten eine gute Wahl. Wer dagegen immer die neueste (Prozessor-)Technik besitzen muss, sollte eher konventionelle Mobilhardware wählen und sie mit einem Zusatzschutz in Form von staub- und wasserdichten Schutzhüllen ausstatten (siehe Info-Kasten).
Weitere Anbieter, Schutzhüllen
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* Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.