Open BIM-Einsatz bei Günzburger Wohnbauprojekt
Der Anteil von Architekten und Fachplanern, die sich mit der BIM-Planungsmethode vertraut machen, wächst stetig. Bei Bauunternehmen oder Fachhandwerkern ist dies weitaus seltener der Fall. Einer von denen, die bereits auf BIM setzen, ist das Bauunternehmen Bendl aus Günzburg.
Für Bendl-Geschäftsführer Stefan Wiedemann war die erste tiefgreifende Auseinandersetzung mit BIM ein Interview Ende 2017 im Rahmen einer Masterthesis. Die Studentin fragte ihn, ob sich BIM in Deutschland durchsetzen lässt. Seine Antwort war damals eindeutig und wurde begründet durch verschiedene BIM-kritische Fachvorträge und Veranstaltungen im Vorfeld: „Es wird nicht möglich sein mit unserer Struktur in Deutschland. Es ist schlicht nicht durchführbar.“
Nur drei Jahre später sieht Stefan Wiedemann das vollkommen anders und hat sein Unternehmen einem Kurs- und Strukturwechsel unterzogen: Jedes schlüsselfertige Projekt, von Bendl realisiert, ist heute in 3D entwickelt. Alle Planungen, die von außen kommen, werden inhouse in der BIM-Software „Archicad“ als Gebäudemodell neu gezeichnet. Vieles ist dabei noch in der Entwicklung. Eine firmeneigene Modellierungsrichtlinie, wichtig für eine konsistente und einheitliche Modellerstellung, soll es bald geben. Aktuell greift die Abteilung Schlüsselfertigbau bei dem Günzburger Bauunternehmen auf die von Graphisoft zu „Archicad“ mitgelieferte Modellierungsrichtlinie zurück, die firmenspezifisch erweitert wird.
Bendl und deren Planungspartner haben sich auf den Einsatz von Open BIM (herstelleroffener und softwareunabhängiger BIM-Prozess) verständigt. Gemeinsam gehen sie nun neue Wege mit einem Wohnprojekt in Günzburg. Bis 2023 entstehen dort zwei Wohntürme mit Tiefgarage und 21 Wohneinheiten für seniorengerechtes Wohnen. Das Bauunternehmen setzt hinsichtlich konstruktiver und energetischer Qualität ein Zeichen: Als Hybrid aus Holz- und Stahlbetonbau, wird der Wohnbau im KFW-40-Standard entstehen.
Im Projekt arbeiten TGA-Planung, Tragwerksplanung, Architektur und Holzbau BIM-basiert. Die Partner kennen sich – und damit ihre Stärken und Schwächen. Wichtig für den Bauherrn ist eine hohe Kostensicherheit. So lassen sich exakte Massen und Mengen bereits aus den Modellen der Fachplanungen ziehen. Sind sie früh und gut detailliert, schafft dies Sicherheit in späteren Leistungsphasen und minimiert Folgefehler auf der Baustelle. Die Digitalisierung ist dort ebenfalls angekommen: Projekträume vor Ort und der Einsatz von VR-Apps wie „BIMx“ bieten beispielsweise schon oft wichtige Unterstützung bei der Umsetzung kniffliger Detailpunkte.